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Das slavische Resia-Thal
JOSEPH BERGMANN
(S. das Kärtchen E.)
Schon in meinen Untersuchungen über die slavischen Resianer im Anhange (2) zu den Sette und Tredici Comuni
[S. 254]
führte ich an, dass im Resia-Thale ein benachbartes Kloster vor dem Jahre 1390 die Seelsorge ausgeübt habe. Endlich fand ich den historischen Faden in: Descrittione della nobilma Patria del Friuli etc. di Hercole Partenopeo. In Vdine 1604, 4. pag. 108, wo es heisst:
„Euui poi verso Leuante Moggio, Abbatia, che già fù chiamata Castel Mosniz, e da un Conte Cancellino di Carinthia conuertito per sua deuotione in un Tempio ad honore di S. GALLO, ed assegnato ad alcuni Frati di S. Benedetto l’anno MLXXII (1) assentendo Gregorio IX. Sommo Pontefice e Henrico IH. Imperatore; nella cui Corte Cancellino era gran Maestro. Di questa pia e santa operatione esecutore Voldarico, Patriarca 57. d’Aquileia, fratel cugino di esso Conte Cancellino. A questa Abbatia è sottoposta in spirituale ed in temporale la RESIA, così corrottamente detta in luogo di Rethia: perciochè quiui anticamente fù condotta una Colonia di popoli Rethi (2) , che sin’ hora serua l’antico nome, ancorchè corrotto.“
Wen das Thal Resia, das am natürlichsten seinen Namen vom durchströmenden Bergwasser Resia entlehnt hat, schon zur Zeit der Gründung des Klosters zu Mosnitz oder Moggio an dasselbe gekommen ist, so dürften wohl die dortigen Mönche dieses Alpenthal – wie zu derselben Zeit ihre Brüder zu St. Gallen den Alpenstrich Appenzell (Abbatis cella) und die in der Mehrerau am Bodensee den weide-, nun auch volkreichen Bregenzerwald, die von St. Florian und Campo-Sion bei Bassano die Wüste Fozzo in den Sette Comuni und andere Wildnisse – urbar gemacht haben. Sollten diese Benedictiner, die Hauptträger damaliger Cultur, nicht ihre Herden mit ihren Hirten slavischer Zunge in günstiger Jahrzeit an dem Resiabache thalein und bergauf geschickt, und Holzarbeiter
[S. 255]
desselben Volkes, die aus dem Flitscherboden hauptsächlich von Raibl und Saaga herüberkamen, allmälig die Wälder gelichtet und die noch namenlosen Berge, Höhen, Felsen, Gräben, Bäche, Aecker, Wälder, Seitenthäler etc. mit Namen ihrer Sprache belegt haben, welche noch zum Theile bis heut zu Tage, wenn auch mehr oder minder entstellt, fortleben?
Herr Micoti berichtet mir, dass dieses Thal dem Kloster zu Obermoggio bis zu dessen Auflösung gehört habe, und jetzt noch in bürgerlichen und justiziellen Angelegenheiten Moggio, nämlich der dortigen Pretura, unterstehe. Mit dem Jahre 1777 aber, in welchem die Republik Venedig die Güter der Abtei einzog, übt die Kirche des heil. Gallus zu Obermoggio keine weitere Gerichtsbarkeit mehr über Resia aus, ausser dass der dortige Erzpriester als Decan die geistige Obhut über den Pfarrer dieser Bergbewohner hat.
Dieses Hochthal zieht sich nach dem Kärtchen E. von Resiutta (1) , wo der Wildbach Resia in die Fella mündet, östlich gegen das görzische Flitsch hin, und wird italienisch Canale della Resia genannt. Auf der rechten Seite dieses Resiabaches liegen thalaufwärts S. Giorgio, RESIA, das die Resianer in ihrer Mundart Rawenz nennen, und Stolvizza; auf der linken Gniva (slav. njiva, ‚Acker, Feld‘), Oseacco, d. i. Osék (vgl. Ossiach in Kärnten und Ossegg in Böhmen). Die Bevölkerung aller dieser Orte betrug im J. 1848 nur 2739 Menschen.
Ihre Geschlechtsnamen sind ein Gemisch von slavischen, z. B. Bilina, Bohatz, Hrug, Kus (‚Amsel‘), Letich, Mosnik, das an das obige Mosnitz, Mosach erinnert, Pielich etc. und italienischen, als: Leonardi, Longhino, Palletto etc.
Die Einwohner sind auf ihrem steinigen, kargen Boden arm; der Mann zieht ausser Land theils auf Arbeit, theils auf Hausirhandel; die Weiber bearbeiten höchst mühsam mit der Hand ihre kleinen und schlechten Aecker; denn es soll im ganzen Thale weder Pferd noch Wagen zu finden sein. Es gibt jedoch Gärten und Weingärten.
Ihre Hauptnahrung ist Polenta, Käse, Eier und Gemüse; Schweine- und Rindfleisch ist eine Seltenheit. Die Kleidertracht
[S. 256]
der Männer ist die deutsch-furlanische; die der Weiber eine schwarze Jupe „T’úmazat“, welche bis zum Knöchel hinabreicht, mit einem schwarzen Gürtel um die Hüfte, und ein farbiges Tuch oder eine weisse Péta am Kopfe.
Ihre Häuser waren früher ohne Rauchfänge und ihre Zimmer gewölbt; nun seit etwa zwei Menschenaltern erheben sich Häuschen von italienischer Bauart, manche recht hübsch mit zwei und drei Stockwerken und mit Stuccatur, geweisst, von Mauern eingefasst und im Innern rein.
Die Sprache der Resianer ist ein verkümmerter slavischer Dialect; aber keiner derselben versteht wegen der Abgeschiedenheit von den Slaven slavische Schrift; sie bedienen sich im Schreiben des Italienischen. Ihre Sitten sind denen der Nachbarn ähnlich.
				
			JOSEPH BERGMANN
(S. das Kärtchen E.)
Schon in meinen Untersuchungen über die slavischen Resianer im Anhange (2) zu den Sette und Tredici Comuni
[S. 254]
führte ich an, dass im Resia-Thale ein benachbartes Kloster vor dem Jahre 1390 die Seelsorge ausgeübt habe. Endlich fand ich den historischen Faden in: Descrittione della nobilma Patria del Friuli etc. di Hercole Partenopeo. In Vdine 1604, 4. pag. 108, wo es heisst:
„Euui poi verso Leuante Moggio, Abbatia, che già fù chiamata Castel Mosniz, e da un Conte Cancellino di Carinthia conuertito per sua deuotione in un Tempio ad honore di S. GALLO, ed assegnato ad alcuni Frati di S. Benedetto l’anno MLXXII (1) assentendo Gregorio IX. Sommo Pontefice e Henrico IH. Imperatore; nella cui Corte Cancellino era gran Maestro. Di questa pia e santa operatione esecutore Voldarico, Patriarca 57. d’Aquileia, fratel cugino di esso Conte Cancellino. A questa Abbatia è sottoposta in spirituale ed in temporale la RESIA, così corrottamente detta in luogo di Rethia: perciochè quiui anticamente fù condotta una Colonia di popoli Rethi (2) , che sin’ hora serua l’antico nome, ancorchè corrotto.“
Wen das Thal Resia, das am natürlichsten seinen Namen vom durchströmenden Bergwasser Resia entlehnt hat, schon zur Zeit der Gründung des Klosters zu Mosnitz oder Moggio an dasselbe gekommen ist, so dürften wohl die dortigen Mönche dieses Alpenthal – wie zu derselben Zeit ihre Brüder zu St. Gallen den Alpenstrich Appenzell (Abbatis cella) und die in der Mehrerau am Bodensee den weide-, nun auch volkreichen Bregenzerwald, die von St. Florian und Campo-Sion bei Bassano die Wüste Fozzo in den Sette Comuni und andere Wildnisse – urbar gemacht haben. Sollten diese Benedictiner, die Hauptträger damaliger Cultur, nicht ihre Herden mit ihren Hirten slavischer Zunge in günstiger Jahrzeit an dem Resiabache thalein und bergauf geschickt, und Holzarbeiter
[S. 255]
desselben Volkes, die aus dem Flitscherboden hauptsächlich von Raibl und Saaga herüberkamen, allmälig die Wälder gelichtet und die noch namenlosen Berge, Höhen, Felsen, Gräben, Bäche, Aecker, Wälder, Seitenthäler etc. mit Namen ihrer Sprache belegt haben, welche noch zum Theile bis heut zu Tage, wenn auch mehr oder minder entstellt, fortleben?
Herr Micoti berichtet mir, dass dieses Thal dem Kloster zu Obermoggio bis zu dessen Auflösung gehört habe, und jetzt noch in bürgerlichen und justiziellen Angelegenheiten Moggio, nämlich der dortigen Pretura, unterstehe. Mit dem Jahre 1777 aber, in welchem die Republik Venedig die Güter der Abtei einzog, übt die Kirche des heil. Gallus zu Obermoggio keine weitere Gerichtsbarkeit mehr über Resia aus, ausser dass der dortige Erzpriester als Decan die geistige Obhut über den Pfarrer dieser Bergbewohner hat.
Dieses Hochthal zieht sich nach dem Kärtchen E. von Resiutta (1) , wo der Wildbach Resia in die Fella mündet, östlich gegen das görzische Flitsch hin, und wird italienisch Canale della Resia genannt. Auf der rechten Seite dieses Resiabaches liegen thalaufwärts S. Giorgio, RESIA, das die Resianer in ihrer Mundart Rawenz nennen, und Stolvizza; auf der linken Gniva (slav. njiva, ‚Acker, Feld‘), Oseacco, d. i. Osék (vgl. Ossiach in Kärnten und Ossegg in Böhmen). Die Bevölkerung aller dieser Orte betrug im J. 1848 nur 2739 Menschen.
Ihre Geschlechtsnamen sind ein Gemisch von slavischen, z. B. Bilina, Bohatz, Hrug, Kus (‚Amsel‘), Letich, Mosnik, das an das obige Mosnitz, Mosach erinnert, Pielich etc. und italienischen, als: Leonardi, Longhino, Palletto etc.
Die Einwohner sind auf ihrem steinigen, kargen Boden arm; der Mann zieht ausser Land theils auf Arbeit, theils auf Hausirhandel; die Weiber bearbeiten höchst mühsam mit der Hand ihre kleinen und schlechten Aecker; denn es soll im ganzen Thale weder Pferd noch Wagen zu finden sein. Es gibt jedoch Gärten und Weingärten.
Ihre Hauptnahrung ist Polenta, Käse, Eier und Gemüse; Schweine- und Rindfleisch ist eine Seltenheit. Die Kleidertracht
[S. 256]
der Männer ist die deutsch-furlanische; die der Weiber eine schwarze Jupe „T’úmazat“, welche bis zum Knöchel hinabreicht, mit einem schwarzen Gürtel um die Hüfte, und ein farbiges Tuch oder eine weisse Péta am Kopfe.
Ihre Häuser waren früher ohne Rauchfänge und ihre Zimmer gewölbt; nun seit etwa zwei Menschenaltern erheben sich Häuschen von italienischer Bauart, manche recht hübsch mit zwei und drei Stockwerken und mit Stuccatur, geweisst, von Mauern eingefasst und im Innern rein.
Die Sprache der Resianer ist ein verkümmerter slavischer Dialect; aber keiner derselben versteht wegen der Abgeschiedenheit von den Slaven slavische Schrift; sie bedienen sich im Schreiben des Italienischen. Ihre Sitten sind denen der Nachbarn ähnlich.
 
	 
 
		 
 
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